Der Fischer / Die Fischerin
das hab ich gestern am Abend gelesen...find ich gut
Wir Fischer und Fischerinnen grüssen uns, am Fischwasser begegnen wir uns auf Augenhöhe, wir sind alle gleich, und in aller Regel per DU untereinander. Fischer/innen sind sehr sauber und räumen auf, wenn sie ein Gewässer verlassen. Unter Fischer/innen gilt ein rücksichtsvolles Verhalten am Fischwasser. Auch wenn sich an den Hot-Spots oft sehr viele Kameraden/innen versammeln, ist eine gewisse Rücksichtnahme auf Andere selbstverständlich. Wenn Fischer/innen so einen Platz betreten/anfahren, halten sie immer genügend Abstand zum Nächsten und fragt auch mal nach, ob der Abstand reicht. Fischer/innen vermeiden so manche unnötige Konfrontation und lernen oft neue Fischerfreunde/innen kennen. Fischen bedeutet auch immer ein Austausch unter Gleichgesinnten!
Selbst wenn an guten Tagen ausserordentliche Fänge möglich sind, üben Fischer/innen Selbsteinschränkung (Eigenverantwortung). Kein/e Fischer/innen hat etwas davon in einem Jahr zig Fische zu fangen, dadurch zusätzliche Limiten heraufzubeschwören, um ein Jahr später der Fischerei nur noch eingeschränkt nachgehen zu können. Selbst wenn man darf, man muss nicht!
Mindestmasse, Fanglimiten, TsG. konformer Umgang wie Tötung oder das Zurücksetzen, halten Fischer/innen ohne Hinweise eines Kontrolleurs ein. Fische sind sehr empfindliche Tiere und daher ist ein schonender Umgang sehr wichtig! Fischer/innen fassen untermassige Fische oder solche die sie zurücksetzen, ausschliesslich mit nassen Händen an, wenn dies überhaupt erforderlich ist. Bei einzelnen Fischarten zählt jede Sekunde im Trockenen, wenn es um ihr Überleben geht!
Wir Fischer und Fischerinnen werden durch unser Verhalten am Gewässer, wie wir mit unserem Fang umgehen, was für Bilder wir zeigen, welche Kommentare wir schreiben (ob im www, am Stammtisch, bei der Arbeit, u.s.w.), in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Fischer/innen packen diese Chancen und sorgen dafür, dass sich das Gesamtbild vom „Hobbyfischen – dem schönsten Zeitvertreib auf dieser Welt“ weiterhin, stetig verbessert!
Jeder/Jede Fischer/in sollte seine/ihre Einstellung zum Thema Fisch, Fang und Technik selber für sich kritisch prüfen. Nicht der Sport sollte im Vordergrund stehen, viel eher die Technik und die Beute scheinen mir, sind der Ausdruck eigener Geschicklichkeit und sollte das Mass aller Dinge sein. In vielen Bereichen hat die Menschheit erkannt, dass man mit Hegemassnahmen und Pflege der Natur auf dem richtigen Weg ist, doch finden Appelle in gewissen Fischerkreisen, sehr wenig gehör. Leider hat sich die Erkenntnis noch nicht durchgesetzt, dass in unseren Gewässern heute keine unerschöpflichen Fischreserven mehr vorkommen. Dass es wichtig ist, dass jeder/jede Einzelne von uns, mit einer gesunden „Selbstbeschränkung“ seinen Beitrag dazu leisten kann, damit noch unsere Kinder und Enkel, sich dereinst an unserem schönen Hobby erfreuen dürfen.
Noch heute erliegen viele Fischer/innen dem Irrglauben, dass sich der Erfolg ausschliesslich an der Anzahl der gefangenen Fische messen lässt. Viel mehr trifft zu und das war schon immer so, dass der Erfolg auf die eigene Geschicklichkeit zurück zu führen ist und dem zu Folge als Gradmesser die Hauptsache sein sollte. Der Sinn für den „Wert“ muss sich entschärfen, damit der Fischbestand im Allgemeinen erhalten bleibt und sich wieder erfolgreich vermehren kann.
Ich stelle artgerechtes Fischen und technisches Können auf eine Stufe. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es ohne perfektes Rüstzeug keine faire, zeitgerechte Einstellung gegenüber der Fischerei geben kann. Erst die Aussichten durch eigenes Können gute Fangergebnisse zu erzielen, entbindet uns von dem Zwang, die fragwürdige Bestätigung einzelner Erfolge im Weidenkörbchen nach Hause tragen zu wollen. Wer mit der Technik nicht umzugehen weiss, erliegt schneller der Versuchung, sein Ansehen durch vorweisen von grossen Fängen bestätigt zu sehen.
Diese Erkenntnisse führen uns zum unbeschwerten Fischen und zur Freude am Hobby, dann erst lernen wir das Gefühl kennen, ohne jeden Fangzwang und mit technischem Gespür, ein in allen Belangen fairer Sieger zu bleiben.
Die Freuden, die wir beim Fang eines Fisches erleben dürfen, sind immer wieder auf das Neue spannend und unvergleichlich schön. Wer in Harmonie mit der Natur und seinem Geist seine Fähigkeiten richtig einsetzt, wird des Öfteren mit einem herrlichen Fang belohnt. Viele Wege führen nach Rom, auch wenn es darum geht einen Fisch zum Anbiss zu verführen. Das ist auch gut so, denn gäbe es ein Erfolgsrezept, evt. mit Fanggarantie, wäre die Fischerei keine Herausforderung mehr und würde ihren Reiz schnell einmal verlieren.
Viele Fischer wollen jeden Fisch mitnehmen, während andere fordern, dass jeder erbeutete Fisch wieder zurückgesetzt werden muss. Dieser Disput ist unnötig, denn es ist eine Tatsache, dass die Fischbestände in den meisten Gewässern zurückgehen, obwohl es Fanglimiten gibt. Es ist nichts Unmoralisches daran, einen oder mehrere Fische zum Essen mitzunehmen. Wer hingegen sein Körbchen aus kommerziellen Gründen füllt, hat noch nicht erkannt, dass die Fischbestände auf der ganzen Welt unter einem immensen Druck stehen. Die Überfischung ist nur ein Faktor, weitere sind Umweltverschmutzungen, sowie industrielle und landwirtschaftliche Erschliessungen.
Freuen wir uns leise, auch wenn wir einen guten Fisch gefangen haben, denn wir werden am Respekt, den wir gegenüber dem Lebewesen Fisch haben gemessen. Wer erst einmal die Erfahrung gemacht hat, dass die Faszination beim Fischen weit über den Fisch und Fang hinausgeht, wird erkennen, dass das Fischen einen eigenen Spirit hat, der sich nicht in Worte fassen lässt. Die Gedanken für den Wert fairen Fischens müssen sich schärfen, damit uns und unseren Nachkommen der Fischbestand erhalten bleibt. Weder das gesprochene, noch das geschriebene Wort alleine genügen, nein, es bedarf des richtungweisenden Vorbild eines jeden Einzelnen. Diese Erkenntnis führt uns hin zum unbeschwerten Fischen und zur Freude an der Natur, losgelöst von jedem Erfolgszwang, in diesem Sinne!
Petri Heil